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Icking – Die internationale Kammermusikreihe „Meistersolisten im Isartal“ gilt als Garant für besondere Konzerte auf höchstem Niveau. Jetzt spielten Valentin Erben am Violoncello und Shani Diluka am Flügel.

Die internationale Kammermusikreihe „Meistersolisten im Isartal“ gilt als Garant für besondere Konzerte auf höchstem Niveau. Auch am Samstagabend erwartete das Publikum im leider nicht ganz ausverkauften Konzertsaal des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums ein musikalischer Höhepunkt: Dem Verein „Klangwelt Klassik“ war es gelungen, mit Valentin Erben am Violoncello und Shani Diluka am Flügel zwei herausragende Meister ihres Faches nach Icking zu holen.

Für die folgenden eineinhalb Stunden hatten die Künstler zunächst Ludwig van Beethovens sieben Variationen, Mozarts Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“, die Arie von Pamina und Papageno aus der „Zauberflöte“, und schließlich seine berühmte Sonate Nr. 3 in A-Dur ausgewählt. Nach der Pause sollte es mit klassischer Kammermusik aus der Feder einer zeitgenössischen Komponistin, der Österreicherin Johanna Doderer, und der Sonate Nr.1 von Johannes Brahms weitergehen.

Unbeschwert, ja fast heiter waren die sieben Variationen, mit denen der Abend begann. Die strahlend schöne Pianistin Diluka mit dem beständig wechselnden, expressiven Gesichtsausdruck zog ihre Zuhörer durch ihr atemberaubendes, vielfältig wohlklingendes Spiel und ihre geschmeidige Virtuosität in ihren Bann. Das bisweilen zurückhaltend wirkende Spiel des großen Cellisten Erben ließ der vielfach ausgezeichneten Ausnahmepianistin auf scheinbar natürliche Weise den nötigen Raum. Kongenial dargebracht erlebte das Publikum dennoch die unverzichtbare, vom Komponisten gewollte Gleichwertigkeit dieser beiden so unterschiedlichen Instrumente. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges komponierte Beethoven die Sonate Nr. 3, ein Werk von sehr selbstbewusst scheinendem Charakter. Kraftvoll und gleichzeitig elastisch wirkten die beiden Musiker, die anschließend von ersten Bravorufen begleitet, in die Pause gingen.

Mit einer Komposition von Johanna Doderer holten Erben und Diluka die Gäste nach der Pause unvermittelt in die Neuzeit. Die Komponistin begeistert sich seit geraumer Zeit für die Lyrik von Ingeborg Bachmann und Paul Celan, die sie kompositorisch bearbeitet. Ihr Werk Nr. 2 „für Violoncello und Klavier“, benannt nach dem vierzeiligen Gedicht „Fadensonnen“ von Celan, vermittelte analog zum Gedicht eine fast „optimistische, lebensbejahende Grundstimmung“, die aus einer vorgefundenen „grauschwarzen Ödnis“ alles Schreckliche vergessen lassen soll. Mit dieser nur fünf Minuten langen Komposition führten die beiden Musiker ihr Publikum zur Sonate Nr.1 e-Moll von Johannes Brahms. Teils geradezu tänzerisch, bisweilen einem Walzer gleich, schienen sich Flügel und Cello in der Melodie abzuwechseln. In diesem Teil konnte von niemandem mehr auch nur der leiseste Zweifel an der Gleichwertigkeit der beiden Instrumente aufkommen.

Von jeglicher zurückhaltender Bescheidenheit befreit, steigerte sich Valentin Erben neben Shani Diluka mit einer „stretta“ ins furiose Ende. Beeindruckt vom anhaltenden Applaus wählten die Künstler als Zugabe noch ein Werk des französischen Komponisten Gabriel Fauré. Dessen eher melodiös gelassene Charakteristik führte das Publikum souverän auf den Ickinger Boden zurück. Wahrlich ein musikalischer Hochgenuss.

von Assunta Tammelleo

Merkur, 09.05.2016