Im Sommer der Jahre 1818 und 1824 war Franz Schubert engagiert als Musiklehrer der Töchter des Fürsten Esterhazy auf dessen Sommerresidenz in Zeliez, damals Ungarn, heute Slowakei.
Von Wien aus sind es etwa 230 km. Heute fahren wir knapp drei Stunden mit dem Auto. Wenn man durch die heutige Slowakei fährt, kann man sich leicht 200 Jahre zurück versetzen. Das Land scheint noch relativ unberührt von modernem Tourismus und von den “Übergriffen” der europäischen Union. Franz Schubert fuhr mit der Pferdekutsche.
In Zeliezovce (das heißt “Schloss Zeliez”) finden wir leicht das Museum. Eine Gedenktafel besagt, dass Schubert hier bei seinem 2. Besuch in 1824 im “Inspektorshaus” gewohnt hatte. Es muss dies ein Fortschritt gegenüber seinem ersten Besuch gewesen sein, wo er offensichtlich mehr oder weniger im Gesindetrackt des Schlosses untergebracht war.
Die Treppe zum Dachzimmer
Wer gehofft hat, Einrichtungsgegenstände zu sehen, die Schubert benützt hat, wird enttäuscht. Es steht zwar ein Flügel im ebenerdigen Raum, doch ist das nur ein Instrument aus der Zeit Schuberts.
Im Eck aber führt eine schmale gewundene Treppe hinauf in das Dachzimmer, das Schubert bewohnt hatte. Diese Treppe war immer da, und wir können uns vorstellen, wie der kleine Mann morgens herunter kam, voller Erwartung des Tages im Schloss, oder wie er abends müde hinauf verschwand – in seine Einsamkeit und seine Träume. Da verfasste er dann wohl seine Briefe an die freunde in Wien, Schober, Spaun, Bauernfeind
Der freundliche Custos des Museums führt uns dann hinüber in den Schlosspark. Man könnte sich vorstellen, dass sich hier nichts seither verändert hat. Es ist ein Park nach Vorbild des Englischen Gartens. Wie oft mag Schubert hier gegangen sein, Heimweh nach Wien zu Freunden und Familie, und Musik. “Vier Ländler für Klavier zu vier Händen, Zeliez 1824″…
Das Schloss
Zwischen Bäumen wird plötzlich der Blick frei aufs Schloss. Noch im Kommunismus wurde der Feuchtigkeit wegen der Putz abgeschlagen. Aber es sind auch alle Einrichtungsgegenstände verloren gegangen.
Wir erfahren aber, welches das Musikzimmer war, wo Schubert den Töchtern Unterricht gab und mit ihnen musizierte, und wohl auch am Abend die Familie mit Musik unterhielt. Der Graf sei eher roh gewesen, erzählt Schubert seinen Freunden nach Wien. Seine Gesprächspartner waren wohl eher die Kammerfrauen, das Stubenmädchen und die Stallburschen. In die Töchter war er verliebt, vor allem in die jüngere, Karoline. Doch das mussten Träume bleiben Kamen manchmal Freunde in diese Einsamkeit?
Ein schöner Ausflug zu Franz Schubert, der anregt, mehr über Schubert zu erfahren. Hier noch ein paar atmosphärische Bilder.
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